Chiemsee

Urlaub am Chiemsee - Reisebericht

Endlich Sommer, Sonne satt! Nach einem bisher recht verregneten Sommer hatten wir endlich richtiges Wetterglück bei unserem Urlaub am Chiemsee, genauer gesagt Bernau. Wir stiegen in Düsseldorf in den Zug, fünfeinhalb Stunden später sind wir in München bei Sonnenschein und 28 Grad mit dem ICE angekommen. Dort sind wir in den RE 5 Richtung Salzburg umgestiegen. Da wir etwas pünktlicher als erwartet ankamen, machten wir einen Zwischenstop in Prien am Chiemsee – quasi das Zentrum im Chiemgau. Das Zentrum ist ein kleiner Kurort mit schönem, alten Dorfkern. Zur Mittagszeit und zum Einstimmen in die Urlaubsregion wählten wir das Restaurant Wieninger Bräu in direkter Nähe zum Bahnhof. Das Preis-/Leistungsverhältnis war top – gerade wenn man kurz vorher noch die Preise in München angesehen hat, im Wieninger ging es deutlich bodenständiger zu. Nach der Stärkung und einem Spaziergang durch den Ort samt Rucksack ging es mit dem RE eine Haltestelle weiter nach Bernau.

Bernau

Von Unterkunftssuchen ohne Auto, bayrischen Besonderheiten und Rosi

Im Sommer, wenn in Bayern die Ferien begonnen haben und – wie wir später bemerken sollten – Mariä Himmelfahrt ein Feiertag ist, sollte man weit im Voraus eine Unterkunft suchen. Im Mai dieses Jahres haben wir unser Auto verkauft und wollen für mindestens ein Jahr ausprobieren, ob wir auch dauerhaft auf ein eigenes Auto verzichten können. Wir sind schon vorher selten gefahren, aber wenn vor allem im (Kurz-)Urlaub. Nun also Urlaub am Chiemsee ohne Auto – let’s see!

im Voraus fast alles ausgebucht oder sehr teuer war und die Filtereinstellungen in diesem Fall ungeeignet waren. Schon bei unserem spontanen Moselurlaub letztes Jahr hat uns die regionale Tourismusseite weitergeholfen, gut Erfahrung wiederholt sich hoffentlich. Tatsächlich, es gibt für den Chiemsee eine übergeordnete Seite und zusätzlich hat jeder Ort seine eigene Seite mit einer großen Auswahl an Unterkünften – die meisten familienbetrieben und sehr günstig. Doch die Auswahl erschlägt, wenn man eigentlich noch gar keinen Plan hat von den örtlichen Begebenheiten und erstmal nur froh wäre, nicht 5 km zur Haltstelle zu laufen. Ein Telefonat mit dem Chiemsee Tourismus hat bei der Eingrenzung geholfen: Prien und Bernau wären günstig in Bezug auf die Infrastruktur und Nähe zum See. Achtung bei der Angebotsanfrage über die Tourismus Büros: Auch wenn alle Unterkünfte auf der Seite aktuell buchbar sind, sind nicht alle über die Büros buchbar! Viele der Unterkünfte werden dort nur angezeigt, gebucht werden muss direkt über die Unterkunft. In Bernau hatten wir Glück und haben bei Familie Daxenberger ein freies Zimmer gefunden. Familie Daxenberger wohnt im Haus und hat im Obergeschoss einige wenige Zimmer eingerichtet zur Vermietung. Die Zimmer mit Balkon und Kampenwandblick waren schon ausgebucht. Unser Zimmer also ohne Balkon, dafür nach hinten raus und ruhig gelegen. Frühstück wird keines angeboten, dafür gibt es eine kleine Gemeinschaftsküche, in deren Kühlschrank jedes Zimmer ein Fach belegen kann. Ein Kaffeeautomat steht zur freien Verfügung und morgens bietet Frau Daxenberger außerdem einen Brötchenservice an. Das passte für uns perfekt. So konnten wir im Supermarkt und beim Schlachter einkaufen, was wir gerne mögen und mussten morgens trotzdem nicht noch vorm Frühstück raus. Da wir keinen eigenen Balkon hatten, durften wir im Garten eine Sitzecke nutzen, die extra für Gäste eingerichtet wurde. Eine tolle Überraschung! Im allgemeinen waren unsere Gastgeber sehr bemüht unseren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten und wenn es die Zeit zuließ ergab sich ein netter Plausch.

Zum Bahnhof Bernau läuft man knappe 20 Minuten, etwas den Berg hinab. Von dort fährt der RE zwischen Salzburg und München zu regulären Zeiten stündlich. Alternativ fährt rund 3x am Tag der Chiemsee-Bus und wenn man nicht wie wir mit Rucksack, sondern mit größerem Gepäck unterwegs ist, bietet sich der Rosi-Bus an. Der kann telefonisch oder per App ab 2€ (mit Deutschlandticket) gebucht werden, doch die Betriebszeiten sind recht knapp und meist hieß es, dass gerade keine Verbindung besteht. Also hier besser im Voraus planen und buchen!

Muh, muh, muh macht die Almkuh - Seele baumeln lassen und Urlaubsgefühle

Aber zurück zum Weg von Prien nach Bernau. In Bernau angekommen, holten wir zuerst die vorab reservierten Fahrräder vom Verleih ab. Der Fahrradverleih geht ab 15€/Tag los – deutlich teurer als bei uns in Düsseldorf, aber Antje wollte unbedingt einmal mit dem Fahrrad um den Chiemsee fahren und auch so ist ein Fahrrad da unten schon sehr praktisch.
Mit Wanderrucksäcken auf dem Rücken, dem Tagesrucksack vorgespannt und den Pedalen unter den Füßen ging es weiter zur Unterkunft – im Nachhinein bei 30 Grad nicht die beste Idee. Aber wir sind ja noch jung 😉

Abgeladen, frisch gemacht und wieder aufgesattelt den Ort erkunden. Auf dem Weg zum (kostenlosen) Strandbad haben wir uns natürlich verfahren, dafür haben wir aber unseren Bernauer Lieblingsplatz in unmittelbarer Nähe zum Bad gefunden. Etwas versteckt, sehr ruhig am Wasser mit Blick auf die Kampenwand und hohem Schilf. Kleine Vögel haben die Böschung auch schon als ideales Heim entdeckt. Mit einem leckeren Fischbrötchen von Fischerei Minholz dazu war der erste Urlaubsabend perfekt gelungen. Bei dem Restaurant Minholz kann man auch vor Ort essen, aber man sollte sogar in der Woche reservieren. Wir hatten daher keinen Platz bekommen, Brötchen gab es auch keine mehr, aber das nette Team ist flexibel und hat uns kurzerhand zwei Fisch-Sandwiches (gebacken und nach Matjes-Art) mit leckerem Baguettebrot zubereitet. Für 5€ pro Fisch-Sandwich hatten wir ein wirklich leckeres Abendessen bei hervorragender Aussicht – da könnte man glatt meinen es wäre glücklicher Zufall, dass wir keinen Platz bekommen haben. Dann mal Prost!

59 km Aussicht, Sonne, Einkehren - und Bayern zeigt seine schönsten Klischees

Am nächsten Morgen ging es aufs Rad (ja, richtig, ganz ohne Motor und mit ganzer Körperkraft) und einmal um den Chiemsee, bei bestem Wetter und wunderschöner Aussicht an jeder Ecke. Wirklich eine wunderschöne Tour und hervorragend ausgebaut. An manchen Abschnitten waren wir trotz der guten Bedingungen allein unterwegs, an anderen wimmelte es nur von E-Bikes und einer grau mellierten Masse, die an uns vorbeiradelte – oder wir an ihnen! Denn – wie gesagt – wir sind ja noch jung 😉
Aber Scherz beiseite, wir haben den Altersdurchschnitt gefühlt im gesamten Urlaub mal wieder deutlich nach unten gezogen. Wir können uns nicht helfen, schöne Natur, wandern, Radfahren, leckeres Essen und guter Wein oder ein Helles… Gott sei Dank brauchten wir nur wenige graue Haare, bis wir verstanden haben, wie schön das Leben sein kann!

Auf der gesamten Strecke gibt es zahlreiche Einkehrmöglichkeiten. Wir entschieden uns für das Seehäusl, da es direkt auf dem Weg lag mit schöner Aussicht auf den Chiemsee und gut besucht war. Achtung: Nur Barzahlung! Wir hatten Kuchen (4€) und zwei Weißwürste mit Brezeln (6€). Dazu ein Helles. Ein älteres Paar mit ihrer erwachsenen Tochter hat uns an ihrem Tisch aufgenommen. Die drei wohnen am Chiemsee und versuchten uns daher das Zuzeln der Weißwürste vergeblich, aber mit viel Spaß, beizubringen (beim Zuzeln saugt man die Weißwurst quasi aus der Haut heraus, denn die Haut wird traditionelle nicht mitgegessen). Aber auch so unterhielten wir uns sehr nett über Land, Leute, Politik und wir waren froh, dass sich unser Vorurteil über das vermeintlich erzkonservative Bayern hier nicht bewahrheitete.

Nach der Radtour erholten wir uns noch etwas am und im Chiemsee und gönnten uns ein Abendessen beim “Alten Wirt”. Das Restaurant hat eine eigene Metzgerei, dessen Schinken wir bereits für unser Selbstversorger-Frühstück genossen haben. Die Gerichte sind reichlich und schmackhaft zu einem guten Preis. Insgesamt waren wir zweimal dort, weil es uns so gut gefiel und Patrick am Montag unbedingt das Spanferkel testen wollte. Die Bedienung hätte etwas aufmerksamer sein können, hat es aber mit Herzlichkeit und der humorvollen Art wett gemacht. Es gibt sowohl draußen als auch drinnen zahlreiche Plätze, doch montags am Spanferkel-Tag sollte man im Voraus reservieren. Da wir an einem Montag nicht damit gerechnet hatten, mussten wir kurz warten und haben dann mit einem Münchner eine Tischgemeinschaft eröffnet – wieder ein schöner Zufall mit interessanten Gesprächen und einem wirklich schönen Abend. Achja: Das Spanferkel war zwar lecker, aber die Kruste musste man leider suchen.

Einen Tag Radfahren, den nächsten Tag wandern – wir waren wie immer ganz im Aktionsmodus. Ausgeschlafen und gut gestärkt, mit unserer Brotzeit 😉 im Gepäck ging es direkt bei unserer Unterkunft los und 15 km Almwanderung lagen vor uns. Steil bergauf durch den Wald und immer wieder warten zur Belohnung herrliche Aussichten. Wandertouren lohnen sich in der ganzen Umgebung und es gibt viele gut ausgeschilderte Wanderwege. Zur Übersicht finden sich viele kostenlose Broschüren von den örtlichen Tourismusbüros mit kurzen Beschreibungen – in der Regel gibt es die auch direkt in der Unterkunft. Wir haben uns zwei Almen ausgesucht – eine unbewirtete, dafür mit Kühen und toller Aussicht und eine etwas tiefer gelegene bewirtete. Hier oben gibt es keinen Stromanschluss – für Kaffee und Kuchen sollte man also etwas Zeit mitbringen. Im kühlen Quellwasser stehen aber gekühlte Getränke bereit, um den ersten Durst zu löschen. Unsere Wasserflaschen konnten wir ebenfalls mit feinstem Bergwasser auffüllen. Nach viel frischer Luft und einer entspannten Wanderung kamen wir ziemlich verschwitzt im Zimmer an. Wir hatten extra keine zu lange Tour rausgesucht, denn für den späten Nachmittag hatten wir ein besonderes Event auf dem Zettel: Dorffest – ausgerichtet vom Trachtenverein. Ja, wenn man schon die Gelegenheit hat, dann aber richtig: Bier nur als Maß, selbstgebackener Kuchen, Leberkäse, Brotzeit… dazu Aufführungen von Schuhplattlern, einem Blasorchester und das Alpenhorn wurde auch nicht vergessen. Das war schon etwas viel Bayern für ein Nordlicht, aber es war auch wirklich nett, familiär und wir haben den Sommerabend genossen, gelacht und sind uns sicher: Das Oktoberfest kann dagegen einpacken.

Salzburg

Jenseits des Weißwurst-Äquators - hin zum Zuckerschock aus Salzburger-Nockerl

In nur 45 Minuten gelangt man mit dem RE 5 von Bernau am Chiemsee nach Salzburg in Österreich. Mit dem Deutschlandticket ist die Fahrt sogar inklusive. Das klang nach einer Gelegenheit, die wir nutzen sollten! Also ging es auf nach Österreich in Mozarts Heimatstadt… Na klar, keine 15 Minuten in Salzburg angekommen, haben wir also die originalen Mozartkugeln bei Café Fürst probiert – für 1,70€ kein Schnäppchen, aber mal probieren wollten wir sie doch. Unsere Bewertung: Hochwertige Schokolade und das Nougat setzt sich schön vom Zartbitter ab. Für Antje war es allerdings zu wenig Marzipan auf zu viel Nougat, also die von Lindt sind weiterhin für sie die besten. Patrick mag gerne

Nougat hat aber nach wie vor andere favorisierte Naschereien.
Die Mozartkugel genossen wir direkt gegenüber im Mirabellgarten. Ein weitläufiger, sehr durchstrukturierter und ordentlicher Garten. Am Sonntagvormittag gab es dazu Live Musik, welche an einen Spielmannszug erinnerte.

Weiter ging es durch die sehr hübsche und verwinkelte Altstadt. Sonntags haben mit nur wenigen Ausnahmen alle Geschäfte geschlossen, obwohl eine vorherige Internetrecherche ergab, dass Läden in der Altstadt wohl bis zu 4 Stunden geöffnet haben dürfen.

Von der Altstadt gelangt man direkt zur Festung Hohensalzburg zu deren Füßen eine Friedhofsanlage liegt. Diese fanden wir sehr sehenswert. Aufgefallen sind uns insbesondere die Kreuze aus Metall. Diese sollten wir auf der Fraueninsel wiedersehen. Ob sie eine besondere Bedeutung haben oder ein regional bevorzugter Stil ist haben wir bislang noch nicht herausgefunden (wer dazu mehr weiß, schreibt doch gerne einen Kommentar oder kontaktiert uns).

Zur Festung kann man entweder zu Fuß oder mit einer kleinen Bahn fahren – es sind nur wenige Meter zu Fuß, die man recht einfach laufen kann, solange man einigermaßen gut zu Fuß ist. Die Festung selbst haben wir uns dann aber doch nicht angeschaut – es war wirklich sehr voll und irgendwie war uns nicht danach. Für alle Interessierten: Das einfache Ticket hätte 13€ gekostet.
Wir liefen also hoch an der Festung vorbei und weiter den Mönchsberg entlang. Das ist ein sehr lohnenswerter Spazierganz und sollte unserer Meinung nach unbedingt zum Programm gehören. Hier hoch über der Stadt hat man zu linker und rechter Hand zahlreiche Aussichten und kann die unterschiedliche Architektur zwischen den Seiten gut einsehen. Aufgrund der Berge um die Stadt konnten wir auch oben einzelne Geräusche von unten wahrnehmen, wie den Tango, der unten auf der Straße getanzt wurde und ein Saxophonspieler, der bei geöffnetem Fenster übte. Man hat den Eindruck von oben in die Leben der Salzburger hereinzuschnuppern ohne deren Privatsphäre zu stören. Bei den sommerlichen Temperaturen hatte es außerdem da oben den Vorteil, dass es zwischen den Bäumen herrlich kühl war und ein leichter Wind ging. Auch für Erfrischungen ist oben gut gesorgt. Die erste gönnten wir uns direkt nach dem steilen Anstieg durch die Sonne beim “Buffet zur Richterhöhe”. Entgegen dem Namen gibt es hier kein Buffet, aber gekühlte Getränke und eine kleine Karte mit Hausmannsküche. Wir probierten die Apfelschnitte (ein mehrschichtiger Kuchen u.a. mit Apfelmus und den Käspressknödel (erinnert optisch an einen Kartoffelpuffer, aus Knödelteig und Käse. Er ist schon sehr mastig und war als Snack zum Teilen für uns wunderbar). Es empfiehlt sich nicht direkt vorne unter den Schirmen Platz zu nehmen, sondern an eben jenen vorbeizugehen und über die versteckten Stufen nach oben zu gelangen, um dort unter den Bäumen zu sitzen. Von da oben sieht man schon fast die buddhistische Stupa, mit der man an der Stelle wahrscheinlich nicht gerechnet hätte. In der Nähe des Imbisses findet sich der Aussichtspunkt Richterhöhe und ein Brunnen mit Trinkwasser, um die Flaschen aufzufüllen.

Am anderen Ende des Mönchsbergs gibt es noch ein richtiges Restaurant (Stadtalm) mit herrlicher Aussicht auf Salzburg und die Festung. Hier saßen wir gemütlich im Strandkorb mit Aussicht, tranken in Ruhe einen Kaffee und probierten süße Knödel mit Marillen. Einfach entspannt! Aber die Salzburger Nockerln, die Patrick auf seiner Liste stehen hatte, haben wir auch hier nicht bekommen. Nachdem wir also an mehreren Läden ohne Nockerl vorbeikamen, also nun die Google Suche beehrt. Scheinbar gibt es nicht mehr viele Restaurants, die sie anbieten und erst recht keine guten. Wir haben uns daher für das St. Peter Stiftskulinarium entschieden. Dort angekommen und nach einem Blick auf die Karte: Wahnsinnige 26€ wurden hier für die Nockerl aufgerufen, aber unsere Suche war beendet. Wir haben zu zweit eine Portion bestellt, man hätte sie aber auch gut mit mehr teilen können. Für die, die sich auch dachten: Was ist das? Es handelt sich um eine fluffige, süße, gebackene Eischneemasse. Wir haben sie in einer Form mit Preiselbeeren und dazu Preiselbeerquark serviert bekommen, der Quark hat die Süße etwas relativiert. Von einem Zuckerschock dennoch nicht weit entfernt, haben wir die berühmten Hausberge zwar mal probiert, aber noch einmal brauchen wir sie nicht. Im allgemeinen würden wir das Restaurant nicht weiterempfehlen. Der Service war aufmerksam und nett bis die Nockerl auf dem Tisch standen. Ab dann mussten wir dem Service hinterherlaufen, noch ein zweiter Kaffee? Keine Chance, bezahlen und gehen? Wir brauchten drei Anläufe für unsere Rechnung, obwohl teilweise mehr Servicepersonal als Gäste im Raum waren. Am Nachbartisch schien es ähnlich, das Essen stand auf dem Tisch und damit war der Fall für das Personal wohl geschlossen.

High auf Zucker torkelten wir noch etwas durch die schöne Altstadt und dann gen Bahnhof. Der Zug kam pünktlich, doch es gab einen Brand auf unserer Strecke. Es würde sich aber schon um Schienenersatzverkehr gekümmert. Kurz vorm vorzeitigen Ende der Strecke dann die Durchsage im brechendvollen Zug: “Es wird sich weiter um Schienenersatzverkehr bemüht, aber es ist heute am Sonntag wohl nicht so einfach. Es fahren drei Taxen”. Ein lautes Gelächter ging durch den Zug. Doch ein Scherz war das nicht. An der Haltestelle angekommen standen schon Passagiere aus den vorangegangenen Zügen gestrandet da und hofften auf einen Transport. Bahnbeschäftigte am ganzen Bahnhof nicht in Sicht, keine Information zu den Taxen, aber hunderte von Passagieren ohne Plan und nur der Hoffnung, eines der vorbeifahrenden Autos würde sie per Anhalter mitnehmen. Nach zwei Stunden hatten wir Glück und konnten einen Platz bei einem netten polnischen Handwerker ergattern, der uns für kleines Geld zur nächsten Haltestelle gefahren hat. Andere haben mehr als das doppelte genommen und ordentlich Reibach gemacht. Ob man sich drüber aufregt, dass aus der Not anderer Geschäft gemacht wird oder man sich freut, dass die örtliche Mundpropaganda besser funktioniert und mehr Lösungen bereithält als die DB, kann sich jeder selbst überlegen. Wir hatten auf jeden Fall wirklich Glück gehabt und hätten wir auf einen Platz in den offiziellen Taxen gewartet, wären wir am nächsten Morgen noch nicht angekommen.

Herren- und Fraueninsel - von Prunk, Natur und noch mehr Fischbrötchen

Unsere Gastgeber empfohlen uns nicht am Wochenende die Herren- und Fraueninsel zu besuchen. Also ging es am Montag zu den beiden Inseln auf dem Chiemsee. Von Bernau fährt im Sommer fünfmal pro Tag die Fähre Richtung Herreninsel. Dort muss man einmal umsteigen, um weiter zur Fraueninsel zu kommen. Von Prien aus fährt die Fähre deutlich häufiger und man kann auch durchfahren. Die Rundfahrt West, die wir gebucht haben (Bernau – Herrenchiemsee – Fraueninsel und das ganze wieder zurück) bekommt man für 11,60€ pro Person. Wir nahmen die erste Fahrt um 10:20 und die letzte wieder zurück. Die Zeit haben wir gebraucht und hätten auch gerne noch mehr Zeit auf den beiden Inseln gehabt.

Das Boot legt an und als erstes geht es zum großen Ticketschalter geradezu. Für 10€ pro Person (9€ mit der Gästekarte) erhält man hier ein Ticket für das Schloss Herrenchiemsee mit festgelegter Uhrzeit für eine Führung und den Eintritt zum Chorherrenstift. Wenn man möchte kann man auch eine spätere Zeit auswählen, wir haben die erstbeste Gelegenheit genommen und hatten noch einiges an Wartezeit vor uns – ja auch am Montagvormittag schien die Insel gut besucht. Mag aber auch am Brückentag gelegen haben – was wir zu dem Zeitpunkt übrigens immernoch nicht bemerkt hatten. Zum Schloss kann man entweder für 3,50€ per Pferdekutsche fahren – nein, jetzt keine romantischen Vorstellungen aufkommen lassen (Antje hatte sich das etwas anders vorgestellt). Also wer gut zu Fuß ist kann einen schönen Spaziergang von ca. 20 Minuten über die Insel zum Schloss machen. Dabei kommt man vorbei am Museum Augustiner-Chorherrenstift. Wer jetzt denkt: “Muss ich das sehen, lohnt das?” dem sei gesagt: Dort liegt die Wiege des Grundgesetztes der Bundesrepublik Deutschland, denn an diesem Ort fand der Verfassungskonvent statt. Darüber hinaus ist die Ausstellung nicht nur inhaltlich interessant, sondern auch sehr modern und ansprechend kuratiert. Hier hätten wir doch gerne mehr Zeit gehabt, insbesondere da parallel eine offene Führung stattgefunden hat. Aber nun lief die Zeit und wir mussten weiter zum Schloss.

Schloss Herrenchiemsee - Oder: Bitte, was hat das gekostet?

Beim Schloss angekommen haben wir uns die Gartenanlagen angesehen: Schöne Blumen und Brunnen, aber weniger ausschweifend und abwechselnd als erwartet – mag aber auch daran gelegen haben, dass wir am Vortag noch den vielfältigen Mirabellgarten in Salzburg gesehen haben.
Die Führung durch das Schloss ging auf die Minute pünktlich los und endete ziemlich genau 40 Minuten später. Übrigens ist die Führung auch die einzige Möglichkeit das Schloss von innen zu sehen. Dass es so durchgetaktet und durchorganisiert ist, hätten wir nicht erwartet. So ähnlich stellen wir uns das ganze am Schloss Neuschwanstein vor… So professionell wie das ganze drumherum verlief auch die Führung. Ein junger, smarter Typ, der wahrscheinlich nicht mal mehr erahnen kann, wie oft er die Tour gemacht hat. Es war aber auch wirklich interessant und unterhaltsam gemacht mit netten Anekdoten links und recht. Wie man den alten Ludwig kennt, strotzt das Schloss nur so vor Prunk und Überschätzung seines Portemonnaies. Am Ende war mehr Schloss als Geld vorhanden und nach wenigen Räumen musste er aufhören die Wände zu gestalten – im wahrsten Sinne des Wortes. Neben dem mit Blattgold verzierten Schlafzimmer in Andenken an Ludwig 14., dessen Einrichtung mehr gekostet haben soll als die ganze Insel und weiteren Prunkräumen mit den neuesten technischen Gimmicks der Zeit: Räume mit Wänden aus Steinen – that’s it!
 
Skurril, schön und spannend bleibt uns das Schloss Herrenchiemsee in Erinnerung. Würden wir hier einziehen? Wahrscheinlich eher nicht, aber in eines der süßen Häuser auf der Fraueninsel? Vielleicht schon eher. Also weiter ging es per Schiff.

Fraueninsel - klein, lebendig, schmackhaft

Man mag es kaum glauben, doch die Fraueninsel ist noch kleiner als die Herreninsel und lässt sich in rund einer halben Stunde umrunden. Und dennoch fanden wir hier deutlich mehr zu entdecken als auf der Herreninsel, denn sie ist bewohnt. Ursprünglich gab es vor allem das Frauenkloster, welches auch immernoch aktiv bewohnt wird. Daher kann man es nicht von innen besichtigen, aber die Kirche und den Friedhof konnten wir uns ansehen. Neben dem Kloster sind auf der Insel viele Fischer zuhause. Im Vorfeld machte sich bei uns der Eindruck breit, dass bei den Chiemseern der Fisch der Fraueninsel (die Renke) berühmter ist als das Kloster. Unser reisender Magen wurde schon zum Kosten verpflichtet, als wir die Empfehlung von der netten Familie erhielten, die wir auf unserer Radtour kennenlernten. Wir probierten bei zwei Familienbetrieben Fisch probiert. Einmal bei Fischerei Ferber “Pollfischer” – hier gibt es im Garten viele Sitzgelegenheiten unter Sonnenschirmen. Neben dem Angebot an frischem Fisch und Kartoffelsalat, sollte man vor allem den Kuchen nicht vergessen. Der Kirschkuchen war wirklich hervorragend!

Nach einem kurzen Spaziergang, vorbei an süßen Häuschen und zwei alten Linden, denen zum Schutz ein eingezäunter Bereich gewährt wird, hatten wir Platz für den nächsten Fisch. Nun probierten die Chiemseefischerei Lex, die zum Mitnehmen Fischbrötchen anbieten. Antje hatte die Renke nach Matjes Art mit Creme Fraiche und Zwiebeln und Patrick den geräucherten Aal. Beides sehr lecker, wobei Antje die Renke nach Matjes Art vorziehen würde. Nun folgte der Gesamtrundgang um die Insel, die wirklich lebendig ist und neben vielen Fischräuchereien, die scheinbar schon seit langem im Familienbesitz sind, auch einiges an lokalem Handwerk anbietet – und sogar einen kleinen Edeka für den täglichen Bedarf.

Mit dem für uns letztmöglichen Schiff, sodass wir unseren Anschluss noch bekamen, ging es zurück zur Herreninsel. Das Schiff machte noch einen Abstecher auf der anderen Seite des Chiemsees, was uns eine besonders lange, schöne Fahrt auf dem Chiemsee bescherte 🙂 Auf der Herreninsel dauerte es noch etwas bis unser Anschlussboot kam, doch mit den Füßen im Wasser und einer Cola in der Hand ließ sich das wunderbar abwarten. Um 17:55 ging dann die letzte Möglichkeit zurück nach Bernau und wir wären gerne noch länger geblieben. Und das nicht nur auf den Inseln, sondern im Chiemgau allgemein. Urlaub am Chiemsee auch ohne Auto hat uns wirklich gut gefallen und wir würden jederzeit wiederkommen.

Urlaub am Chiemsee - gut zu wissen

Unsere Reisekosten für 2 Personen, 5 Nächste in Bernau am Chiemsee

Im folgenden findet ihr unsere Kostenübersicht für fünf Nächte (sechs Tage) Urlaubsregion Chiemsee Mitte August 2023 für zwei Personen. Wie immer könnte man vor allem am Essen sparen, aber das kennen wir schon 😉

Wir haben uns außerdem das Deutschlandticket besorgt, daher hatten wir keine zusätzlichen Kosten für den Regionalverkehr. Auch die Fahrt bis und von Salzburg ist durch das 49€-Ticket abgedeckt.

  • 114 € ICE-Ticket von Düsseldorf nach München (28,40€ je Strecke/Person mit BahnCard 25)
  • 381€ Hotel (76,20€/Nacht inkl. Kurtaxe)
  • 65€ Fahrräder (günstigstes Fahrrad ab 15€/Tag)
  • 10€ Fischbrötchen (ab 5€ in Bernau bis 7€ Aal auf der Fraueninsel)
  • 15€ geräucherte Renke mit Kartoffelsalat und einem Getränk bei Pollfischerei
  • 15€ Frühstück beim Bäcker (2 große Kaffee zu 3,50€ und zwei belegte Brötchen)
  • 1,30 Postkarten (ab 0,50€ auf der Herreninsel)
  • 23,20€ Schifffahrt (Westrundfahrt 11,60 p. P.)
  • 54€ Volksfest (Maß 9,60€, Grillteller 9,50€, Leberkäsbrötchen 5€, Kirschlikör 2,50€)
  • Rosi-Bus ab 2€/Strecke pro Person inkl. Deutschlandticket. Ansonsten 2,50€.
Alles in allem (inkl. Mitbringseln, Einkäufe im Supermarkt, Restaurants etc.) kamen wir auf rund 1.060€ für zwei Personen sechs Tage am Chiemsee.

Lieblingsgerichte, -essen und -getränke

  • Renken – ein Fisch aus dem Chiemsee, entweder geräuchert oder nach Matjes Art. Uns hat die Matjes Art im Fischbrötchen am besten gefallen (5 – 6,50€)
  • Schon seit einer Weile trinken wir gerne “Helles” – es ist deutlich süffiger und leichter als Pils und weniger herb. Gerade in Bayern gibt es eine breite Auswahl – am besten hat uns am Chiemsee das Wieninger geschmeckt.
  •  Kirschlikör direkt aus Bernau.
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