Sumatra

Bukit Lawang

Von Jakarta ging es weiter nach Sumatra. Schon ein paar Wochen im Vorfeld haben wir eine Sumatra Dschungel Tour mit einer Übernachtung bei Sumatra EcoTravel Bukit Lawang gebucht, da die Touren schnell ausgebucht sind – auch in der Regenzeit. Die Organisation legt viel Wert auf einen nachhaltigen Tourismus und unterstützt die Gemeinschaften vor Ort. Sie wird betrieben von einem Indonesier, der in Bukit Lawang geboren und aufgewachsen ist und einer Deutschen. Unterstützenswert fanden wir auch, dass sie ihren Angestellten eine langfristige Perspektive bieten, indem sich Rollen im Alter verändern und auch ein Rentensystem einführen, beides keine Selbstverständlichkeit in Indonesien.

Jungle Trek, Jungle Trek, in Bukit Lawang, see the monkey, see the bird, see Orang-Utan (lokales Weihnachtslied)

Wir sind in Medan gelandet und von dort wurden wir abgeholt und nach Bukit Lawang gefahren. Fast vier Stunden dauerte die Autofahrt, erst quer durch die Stadt und dann quer durchs Land. Das letzte Stück bis zur Unterkunft sind wir zu Fuß auf einem schmalen Weg am Fluss gelaufen. Unser Gepäck wurde mit dem Moped vorausgefahren.

Angekommen entfaltete sich die ganze Schönheit des Ortes, ein laut rauschender, wilder Fluss, direkt davor die Häuser der EcoLodge – aus Holz und Stein fügen sie sich wunderschön in die Umgebung ein. Unser Zimmer lag nach vorne zum Fluss mit Balkon und Hängematte. Auf der anderen Uferseite liegt der Nationalpark Gunung Leuser. Hier hätten wir gerne mehr Zeit verbracht. Also wenn ihr den Trip machen wollt, nehmt euch eine Nacht mehr Zeit, um einfach den Ort und die Natur zu genießen!

Am nächsten Morgen startete die Sumatra Dschungel Tour im Gunung Leuser Nationalpark. Vorab wurden wir informiert was wir mitnehmen müssen, wie der Weg verläuft und wesentliche Verhaltensweisen im Dschungel und bei einer Begegnung mit Orang Utans – Abstand halten, nicht füttern etc. Der erste Teil der Strecke verlief ganz entspannt und wir kamen vorbei an einer Kautschukfarm. Je tiefer wir in den Dschungel kamen desto nasser wurde es, von oben, von unten und geschwitzt ohne Ende. Wir waren sehr froh, dass wir keine Regenjacke mitgenommen hatten trotz des Regens. Wir waren eh nass und der Regen von oben war zwischendurch ganz angenehm. Nur der Weg wurde so beschwerlich, dass wir uns mehr auf unsere Füße als die Umgebung konzentrieren mussten. Während der Wanderung haben wir drei Orang Utans gesehen – ein Männchen und zwei Weibchen. Das Männchen erkennt man gut an den flachen und herausstehenden Wangen. Auch einen Gibbon haben wir gesehen, allerdings war er recht weit weg und sehr flink. Auch andere Tiere sind uns über den Weg gelaufen. Zu meinem Glück haben wir weder Schlangen noch Spinnen gesehen. Dafür wurde ich von mehreren kleinen Blutegeln heimgesucht. Keine Sorge, falls ihr in der Sommerzeit zum Gunung Leuser möchtet, dann ist es deutlich trockener und es gibt weniger Blutegel, wenn überhaupt.

Nach vielen anstrengenden Kilometern und Strecken, auf denen wir nur mit vollem Körpereinsatz vorankamen, sind wir am Camp angekommen. Dort waren einige Hütten aufgebaut in denen wiederum Zelte standen. Zu zweit hatten wir ein kleines Zelt mit zwei dünnen Isomatten drin – nichts für empfindliche Rücken, aber für eine Nacht kann man das mal machen. Vor Ort haben wir uns ausgeruht und ein vielfältiges, leckeres, warmes Abendessen bekommen. Zum Abschluss gab es noch ein paar kleine Dschungel-Spiele und -Rätsel. Fix und foxi ging es ins “Bett”. Schlafen im Urwald, neben einem tosenden Fluss, ist im Übrigen eine Erfahrung für sich. Man stelle sich vor, sein Nachtlager vor der Tribüne eines gut besuchten Rockkonzertes aufzuschlagen, sich zu zweit in ein stickiges und kleines Zelt bei gefühlten 99% Luftfeuchtigkeit zu zwängen und dabei schlafen zu wollen. Dabei ist das Grollen des Stroms gar nicht einmal der Mainact der Show. Sämtliche Tiere des Dschungels, so selten man sie tagsüber zu Gesicht bekommt, können es sich des Nächtens nicht nehmen lassen, ihre Anwesenheit in einer schrillen Urwald-Kakophonie bekannt zu machen. Wenn wir nicht so todesmüde gewesen wären, hätten wir das wahrscheinlich besser genießen oder gleich mit einstimmen können: “Die Affen rasen durch den Wald, der eine macht den andern kalt…”

Uns taten alle Muskelgruppen weh, die man gefühlt so haben kann und am nächsten morgen ging es noch zu einem kleinen Wasserfall, in dem wir baden konnten. Da man eine kurze Strecke durch den wilden Strom laufen muss, empfehlen sich feste Badeschuhe! Mit Flip Flops kommt ihr da nicht weit, wir haben es probiert und haben uns  dann netterweise die Gummischuhe von unserem Koch leihen dürfen. (Anmerkung des leidgeplagten Mannes: Ich nicht, nie wieder Flip-Flops, kauft euch lieber sog. Schwimmschuhe, damit könnt ihr nix falsch machen!)

Nach dem kleinen Ausflug ging es wieder zurück ins Camp, alle Sachen eingepackt und dann auf einem aus Gummischläuchen zusammengebauten Floß durch den Strom zurück zur EcoLodge – durch die wilde Strömung zur Regenzeit war das ein wilder Ritt! Wir saßen ganz vorne und sind teils komplett untergetaucht – besser als jede Wildwasserbahn!

Es waren sehr anstrengende, aber wunderschöne und aufregende zwei Tage im Dschungel. Wir  würde es immer wieder machen und empfehlen, aber nur wenn ihr körperlich wirklich fit seid! Wir mussten uns zwischendurch an einem losen Seil nahezu senkrecht herunterhangeln. Wenn ihr es etwas ruhiger haben möchtet, gibt es auch Tagestouren auf denen man Orang Utans sehen und ein Gefühl für den Dschungel bekommen kann. Diese Wanderrouten können dann auch besser auf verschiedene Fitness-Level angepasst werden.

Tangkahan

Still Alive!

Relativ spontan buchten wir aus Bukit Lawang heraus eine Tour nach Tangkahan, um die Sumatra Elefanten näher kennenzulernen. Wir entschieden uns für eine Tour von Sumatra EcoVentures. Es wird betrieben von Louise und Heri. Genau so wie Sumatra EcoTravel bieten sie nachhaltige Touren an mit Fokus auf Umwelt und die Gemeinschaft vor Ort.

Bereits die Anfahrt nach Tangkahan gestaltete sich abenteuerlich. Unser Fahrer Amar war ein zeit- und wettergegerbter, älterer Herr, den nichts aus der Ruhe bringen konnte. Diese innere Haltung war auch mehr als nötig, denn bereits die Anfahrt nach Tangkahan gestaltete sich abenteuerlich. Die Schlaglöcher mit befahrbaren Abschnitten –  als Straße darf man das nicht bezeichnen – bestanden an diesem Tag überwiegend aus lehmfarbenen Matsch. Nach jeder größeren Herausforderung beruhigte uns Amar mit den entspannten Worten “Still Alive!”. Assistiert wurde Amar von unserem Guide Heri, der mit seinem rauchigen, eintaktigen Zweiradgefährt stets vorfuhr, um uns, als eine Art Kundschafter, noch schlechter befahrbare Abschnitte zu ersparen.

Belohnt wurden wir für die morgendlichen Strapazen mit vielen, sehr authentischen Eindrücken der Lebensbedingungen eines Abschnitts von Indonesien, der sich vor allem durch drei Dinge auszeichnet: Einer Landschaft, die stark von der Agrarwirtschaft geprägt ist; überaus nette Menschen, von denen viele recht arm sind, die aber mit der Palmölindustrie ein gutes, stabiles Auskommen gefunden zu haben scheinen. Das lässt sich an diversen, kleinen bis mittleren Neubauten erkennen, die nicht selten neben den deutlich heruntergekommenen Behausungen der Nachbarn stehen.

Spaziergang mit Elefanten

Die zweistündige Tour “Walking with Elephants” war dann ein zusätzliches Highlight, das alle Anstrengungen des Hinwegs umgehend vergessen machte. Man mag sich denken: Gut, Elefanten kann ich auch daheim im Zoo sehen. Zudem sind die afrikanischen Exemplare ob ihrer stattlichen Größe auch noch viel imposanter als ihre deutlich kleineren, asiatischen Verwandten auf Sumatra. Wenn aber auf einmal ein Tier vor deiner Nase steht,  dessen Kopfumfang ein erwachsener Mann mit beiden Armen nicht umfassen könnte, dessen tiefes, voluminöses Grollen, den Boden unter deinen Füßen zittern lässt, wird man doch schlagartig daran erinnert, dass man es hier mit drei Tonnen waschechter Megafauna zu tun hat. Und ein zuckersüßes, etwa sechs Monate altes Kalb gab es auch, das sich gerne mit diversen Südfrüchten von uns verwöhnen ließ.

Auf der Tour wurde uns erzählt, dass die Elefanten etwa einmal pro Woche mit ihren Besitzern, den Mahmouds,  eine Patrouille durch den Dschungel machen. Dadurch kontrollieren Sie den Zustand des Nationalparks und gehen gegen illegale Holzfällerei und Wilderei vor. Den Rest der Zeit können sich die Elefanten entspannen oder mal mit Touris spazieren gehen. Bei dem Spaziergang waren zwei erwachsene, weibliche Elefanten dabei und ein Babyelefant. Beim Tempo und Weg haben wir uns nach den Elefanten gerichtet. Nur manchmal haben die Mahmouds eingegriffen, um die Route zu ändern. Dabei wurden die Elefanten etwas geschoben oder leicht am Ohr gezogen. Man muss sich dabei bewusst sein, dass es keine wilden Elefanten sind, auch wenn sie hier und da als “Semi-Wild” bezeichnet werden.

Am Ende des Spaziergangs durften wir, unter Anleitung und den wachsamen Blicken der Mahmouds, die gesamte Elefantenfamilie im Fluss waschen, abbürsten und uns naß spritzen lassen. Auch wenn wir uns zunächst nicht ganz sicher waren, ob die Elefanten das auch mögen, haben die behäbigen Dickhäuter es sich scheinbar gut gehen lassen.

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